Zu den Einlinienfiguren
Die Idee zu den Einlinienfiguren entstand eher zufällig durch Ausprobieren mit verschiedenen Materialien wie Papier, Alufolie oder Draht. Auf diese Weise habe ich vor 15 Jahren die Drahtverschlüsse von Sekt- und Cidreflaschen entdeckt, damit experimentiert und daraus schließlich dutzende Variationen von mehr oder weniger abstrakten Figuren geformt.
Da die Möglichkeiten mit einem teilweise schon vorgeformten Draht begrenzt sind, habe ich mich nach Drähten umgesehen, die nicht gleich ermüden, wenn man eine Weile an ihnen herumbiegt. Bei der Suche nach Alternativen entdeckte ich den „geglühten Draht“, der bei Gärtnern Verwendung findet, im Arbeitsalltag einiges aushalten muss und sich vor der Verarbeitung auch gut glätten lässt.
Die dann folgende „manische Phase“ führte zu über hundert kleinen Drahtfiguren, teilweise zu bestimmten Themen: z.B. „Herr und Hund“, „Herr und Katze“ oder auch diverse Singletiere wie Ameisenbär, Mäuse, Elefanten, Engel, Heilige Familie und einige Hybridwesen. Mein „dogmatischer Ansatz“ verlangt, dass alles in Einlinientechnik gestaltet werden muss. Dabei beginne ich mit einem Endlosdraht und lasse mich überraschen, wo ich hingeführt werde.
Der Unterschied zwischen Idee und Planung wird relativ schnell deutlich. Zuviel Denken blockiert den kreativen Fortschritt ...
So entstehen komplexe, aber auch genial einfache Skulpturen.
Schließlich waren mir die kleinen Drahtfiguren zu klein. Ich wollte mit dickeren Drähten arbeiten und fand geglühten Draht mit 2,5 mm und 3,2 mm Durchmesser. Dieser ließ sich zwar – wie erwartet gut formen - aber schlecht korrigieren. Deshalb nahm ich nach einer kurzen Experimentalphase nur noch die kleinen Modelle als Muster für die größeren Objekte.
Vor dem Verwaltungsgebäude des Fahrradhersteller "CUBE" steht seit 2022 der „RadlerVogel“, flugunfähig, dank des Rades dennoch ein Himmelsstürmer. Durch die Einlinientechnik ganz und gar ein Hybridwesen, das mit dem Rad eins geworden ist. Als Kunstobjekt eine Allegorie und versteckte Anspielung auf die Dynamik des Radfahrens ...
Der „Radlervogel“ wurde in der Kunstschlosserei Repp in Echzell (Wetterau) nach einem kleinen Modell in Lebensgröße angefertigt. Die etwa 7 Meter lange Rampe aus Vierkantrohr mit 14 Grad Steigung hat die Schlosserei Scharf in Tröstau beigesteuert.
Die Ursprünge der Einlinientechnik findet man in der Kunstgeschichte z.B. bei Pablo Picasso (1881-1973) und Alexander Calder (1898-1976), jedoch als Zeichnungen und nicht als Drahtskulpturen.
Obwohl ich das plastische Werk von Pablo Picasso seit vielen Jahren schätze (in der Kunsthalle Düsseldorf gab es dazu 1983/84 eine große Ausstellung), sind mir seine gezeichneten Einlinienfiguren (z.B. der überlange Dackel) kurioser Weise erst bei Ikea in der Rahmenabteilung aufgefallen.
Auch von Alexander Calder kannte ich nur die gewaltigen mobileartigen Objekte (z.B. im Garten der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel), aber nicht die filigranen Portraits aus Draht, die allerdings nicht unbedingt in konsequenter Einlinientechnik entstanden sind.